Vintage bedeutet alt, der Zeitraum wird unterschiedlich angegeben, die weiteste Spanne liegt zwischen 1920 und 1980. Es geht dabei nicht nur um Möbel, sondern auch um Mode. Der Vintage-Stil dagegen beinhaltet neue Produkte, die auf alt getrimmt werden. Extrem wird dies beim Shabby Chic, bei dem die Möbel handwerklich bearbeitet werden, abgestoßene Kanten und abgesplitterte Lacke zeigen.
Die Definitionen laufen oft ineinander, auch kommt in diesem Zusammenhang der Begriff Retro auf. Hierbei handelt es sich um neue Produkte mit Anlehnung an frühere Jahrzehnte. Bei so viel Ähnlichkeit ist es kein Wunder, dass die Begrifflichkeiten im Alltag synonym verwendet werden.
Vintage-Sessel reichen den oben genannten Zeiträumen entsprechend vom Ohrensessel über breite Polstersessel bis zum schlichten Esszimmersessel. Auch Schaukelsessel gehören dazu. Die Sitzflächen liegen häufig etwas niedriger, die Rückenlehnen sind oft leicht nach hinten gekippt. Für typische Sessel sind Armlehnen unverzichtbar, die nicht zwangsläufig gepolstert, sondern beispielsweise aus Holz gearbeitet sind. Die Rückenlehne zeigt sich oft gesteppt oder längs gerippt, auch Knöpfungen sind im Angebot, dazu Kedernähte. Dabei handelt es sich um verstärkte Nähte; du erkennst sie an einem kleinen Wulst, der nur in Handarbeit hergestellt werden kann. Der Bezug der Sitzfläche ist über eine dicke Polsterung meist stramm gespannt, es gibt aber auch weiche Varianten.
Die vier schlanken Beine, die deutlich ausgestellt sind, können ebenfalls ein Zeichen für Vintage-Sessel sein. Als Ausnahmen sind zu nennen: Plan auf dem Boden stehende Sessel, solche auf Kufenfüßen oder andere auf geschwungenen Beinen. Es hängt stets von dem Jahrzehnt ab, aus dem die Sessel stammen, beziehungsweise dem sie nachempfunden sind. Dementsprechend sieht mancher Ohrensessel fast königlich aus und erinnert an die Barockzeit (auch dies wird dann vielfach als Vintage angeboten), dagegen kann ein modernerer Sessel deutlich schlichter gehalten sein.
Die Sessel sind häufig mit einem Holzkorpus versehen. Die Bezüge werden aus Leder oder Textil gearbeitet. Moderne Modelle im alten Stil weisen Mikrofaser-Bezüge oder Cordsamt auf; auch wird Echtleder auf höchst attraktive Weise mit Edelstahlarmlehnen oder Metallbeinen kombiniert. Die textilen Bezüge sind gern aus Samt gefertigt, das den Sesseln einen besonders gemütlichen und angenehmen Anstrich gibt. Doch auch reiner Baumwollstoff kommt vor. Viele Modelle sind in Unifarben gehalten oder arbeiten mit den Farben, die der Materialmix hergibt. Es findet sich aber auch das Karomuster der 50er- und 60er-Jahre oder aufgedruckte florale Elemente. Unifarbene Sessel zeigen sich eher gedeckt in Braun, Schwarz, Grün, Beige oder Rot. So passen sie in viele Interieurs.
Seltener findet sich eine Variante mit Weiß und Türkis oder mit einem intensiv strahlenden Gelb.
Einige Vintage-Sessel sind so schlicht gehalten, dass sie selbst in einer modernen, aber zeitlosen Einrichtung mit Holzmöbeln gut ankommen. Du musst dich daher nicht vollumfänglich mit Retromöbeln umgeben. Ältere Holzschränke, die vielleicht nicht mehr neu aussehen, können als Umgebung bereits reichen. Wenn du allerdings Wert auf eine bestimmte Stilrichtung legst, sieht es besser aus, wenn du weitere Möbel dieser Art zu Hause stehen hast. Es ist nicht immer einfach, einen Vintage-Sessel harmonisch zu integrieren. Er passt ausgezeichnet zum Landhausstil, der recht zeitlos ist und viel Holz zeigt. In Blau oder Weiß kann er eventuell in einen maritimen Flair eintauchen. Für eine Einrichtung im Jugendstil solltest du darauf achten, ob du ein Modell mit einer passenden Zartheit der Verarbeitung findest, vielleicht eines mit dunklem Metall. Dagegen passt in ein modernes Ambiente beziehungsweise in eines im Industrial Style ein Vintage-Sessel mit Leder und Edelstahl. Falls du Objekte aus der Vintage-Zeit oder dem Vintage-Stil sammelst, empfehlen sich unter anderem Designerwaren.
Hochklassige Künstler wie Janez Lajovic, Carlo Ratti, Max Moser oder Wilhelm Kienzle haben manche Möbel, darunter auch Sessel, entworfen. Beliebt sind vor allem die 50er- und 60er-Jahre, in denen etliche Exemplare entstanden oder heute nachempfunden werden. Allgemein gilt: Hochwertige Vintage-Sessel, auch die neuen, sind nicht preiswert, aber du hast mit ihnen exquisite Stücke zu Hause, die jeden Tag aufs Neue dein Herz erfreuen. Zudem stehen sie nicht wie Sammlerfiguren herum, sondern dürfen ausgiebig genutzt werden.
Vintage-Sessel, die aus Holz und Leder bestehen, brauchen getrennte Pflegeeinheiten. Insgesamt wird der Sessel regelmäßig nebelfeucht (nicht nass!) abgestaubt. Achte dabei auf die feinen Rippen- oder Knopfvertiefungen der Lehnen, in denen sich gern Staub absetzt. Hier solltest du besonders sorgfältig arbeiten, damit sie nicht irgendwann grau erscheinen. Weiterhin kann der Holzbereich gelegentlich gewachst oder geölt werden. So bleibt das Holz geschmeidig und wird nicht rissig. Das Leder sollte ein- oder zweimal jährlich mit einer Ledercreme eingerieben und nachpoliert werden. Auch diese Maßnahme dient dem Schutz, damit es nicht austrocknet und irgendwann Risse zeigt. Edelstahl und anderes Metall werden ebenfalls leicht feucht abgewischt und nachgetrocknet. Stoffbezüge besitzen teilweise einen Reißverschluss, sodass du sie abziehen und waschen kannst. Gib die Polster im Zweifelsfall in eine gute Reinigung, wenn du keine Pflegehinweise findest. Telefoniere vorab, um sicherzugehen, dass sie auf solche Dienste spezialisiert ist.
Wir weisen in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hin, dass du vor allen Säuberungen unbedingt die Reinigungshinweise des Herstellers lesen solltest. Sind keine vorhanden, nimm Kontakt mit ihm auf. Gelingt das nicht, wende dich an einen Restaurator, der dir sicher Tipps geben kann. Du kannst ihm als Spezialisten auch die Pflege des Vintage-Sessels überlassen. Die Behandlung solcher kostbaren Stücke sollte professionell erfolgen und nicht schiefgehen. Lass deinen Vintage-Sessel zudem nicht im prallen Sonnenschein stehen. Verwende einen Rollladen, Vorhang oder eine Jalousie, um das betreffende Fenster zu verschatten. Das gelingt auch mit einem Rollo oder einem Plissee. Diese Maßnahme schützt vor allem Holz und Leder, die dadurch nicht ausbleichen oder austrocknen und so irgendwann Risse zeigen.