Vorläufer der heutigen Vliestapete sind Spezialpapiere aus zerstäubter und gemahlener Wolle. Jerome Lanyer gilt als erster Papierfabrikant, der im frühen 17. Jahrhundert eine solche Velourtapete entwickelte. Zur Trendtapete wurde das nachhaltige Produkt jedoch erst im 21. Jahrhundert.
Seit den 1990er Jahren werden Bahnen aus Textilfasern und Zellstoff gepresst und anschließend mit einem Designmaterial bestäubt. Mit ihren gleichzeitig umweltfreundlichen und gebrauchsstarken Eigenschaften löst Vliestapete die Velourtapete in der Beliebtheit ab. Sie ist daran zu erkennen, dass du sie selbst in Feuchträumen oder auf unebenen Wandflächen ohne Formveränderungen aufbringen kannst. Auch das Entfernen von Wänden jeder Art ist deutlich einfacher als bei anderen Tapetenmaterialien.
In Zeiten nachhaltiger Wohnwünsche treten Vliestapeten durch ihre umweltfreundlichen Eigenschaften zweifellos einen Siegeszug in privaten Wohnräumen und gewerblichen Verwendungen an. Vor allem die folgenden Eigenschaften wirst du bestimmt selbst bald zu schätzen lernen:
Beim Anbringen von Vliestapeten musst du deine Tapetenbahnen nicht mühselig einkleistern und auch nicht auf das Einweichen warten.
Stattdessen grundierst du deine Wand hell, streichst Tapetenkleister auf die Wand und bringst Bahn für Bahn den Wandschmuck auf. Beim Entfernen lassen sich die Top-Designs ebenfalls ohne Perforieren oder Einweichen in Bahnen wieder von beinahe jeder Wandvariante abziehen. Trotz des entflammbaren Trägermaterials Zellulose sind Vliestapeten durch eine spezielle Oberflächenbehandlung schwer entflammbar. Das Material ist dampfdurchlässig und atmungsaktiv. Somit kannst du auch dein Badezimmer und andere Feuchträume auf diese Weise tapezieren. Formstabilität sorgt dafür, dass zwischen den Bahnen keine Lücken und auf den Bahnen keine Blasen entstehen.
Vliestapeten findest du in allen erdenklichen Designs zwischen dezent in Holz- oder Betonoptik und auffallend bunt mit floralen, abstrakten oder geometrischen Mustern. Du kannst damit deine Wände einfarbig schmücken oder in bestimmten Wohnbereichen klare individuelle Akzente setzen. Ziegeldesigns etwa im Industrial Stil wirken dreidimensional und damit täuschend echt wie eine unverputzte Ziegelwand. Verwendbar sind Vliestapeten in allen Innenräumen. Achte dafür auf die Herstellerangaben.
Denn manche Trägermaterialien sind weniger diffusionsdicht als andere und deshalb nicht für Feuchträume geeignet. Überwiegend ist allerdings auch Tapezieren im Gästebad, Badezimmer oder jeder ähnlichen Nasszelle möglich.
Besonders nachhaltig sind Vliestapeten mit Mustern auf dem Trägermaterial Zellulose. Jedoch werden durchaus auch Kunststoffe oder Kunststoffgemische verarbeitet. CE-Prüfzeichen und weitere Artikelkennungen sagen dir außerdem, ob die aufgestäubten Muster aus umweltfreundlichen oder synthetischen Materialien bestehen. Vliestapeten enthalten bei guter Qualität keine oder keine nennenswerten Schadstoffe. Ihre Grundeigenschaften bedingen außerdem eine gute Eignung für Allergiker. Die Schadstoffkennung ist besonders wichtig bei der Verwendung im Kinderzimmer. Hier solltest du unbedingt Varianten mit Zellulose und Aufdrucke ohne gesundheitsbedenkliche Ausdünstungen bevorzugen.
Papiertapeten bestehen aus ein- oder mehrlagigem Papier als Trägermaterial, mit unterschiedlichen, glatten Aufdrucken. Anders als Vliestapeten ist Tapezieren damit knifflig und das Ergebnis bei falscher Anbringung unsauber. Ähnlich umweltfreundlich wie Tapeten aus Vlies sind Raufasertapeten. Doch auch sie verlangen Sorgfalt bei der Vorbereitung und sind bei Verwendung unter Anstrichen nicht annähernd so atmungsaktiv. Vinyltapeten sind unter der Vinylschicht auf dem Trägermaterial diffusionsdicht, scheuerfest und durch das verwendete Vinyl nicht besonders umweltfreundlich.
Auch verzeihen die glatten Bahnen - anders als Vliestapete - keine Unebenheiten auf dem Untergrund oder nachlässiges Aufbringen auf der Wand- oder Deckenfläche.
Entferne alte Tapeten restlos von der Wandfläche, prüfe den Wandzustand darauf, dass der Bereich trocken, sauber und tragfähig ist. Streiche einen hellen Tapeziergrund auf. Er gleicht Farbunterschiede aus, die ansonsten später durchscheinen könnten. Gleichzeitig sorgt er für eine ebenmäßige Saugfähigkeit, um den Tapetenkleister optimal zu verteilen. Markiere die Bahnen im Abstand von ca. 50 Zentimetern zur Wand bzw. Decke mit einer Schlagschnur und schneide die Bahnlänge mit zehn Zentimetern Überstand zu. Verteile den angerührten und gezogenen Tapetenkleister gleichmäßig auf der Fläche, optimal mit einem Farbroller. Lege die Tapetenbahn - am besten zu zweit - gerade auf die markierte Fläche, drücke sie mit der Tapezierbürste an und streiche sie glatt. Trenne von Randbahnen an Wanddecken oder Deckenabschlüssen den Überstand mit einem Cuttermesser ab.
Für die regelmäßige Reinigung von Vliestapeten genügt meistens das Abstauben mit einem Staubwedel oder dem Staubsauger. In der Küche, im Kinderzimmer oder im Badezimmer sind Flecke von Seife, Öl oder Saft unvermeidlich. Diese lassen sich am besten frisch mit einem feuchten Tuch abwischen. Bei hartnäckigen Flecken kannst du etwas Zitronensaft mit in das Wasser mischen, oder du stellst eine eins zu eins-Lösung mit Essigessenz her. Auch die formstabilste Vliestapete kann im Laufe der Jahre einmal beschädigt werden.
Hebe dir am besten zur Reparatur einen Tapetenrest auf. Schneide im Ernstfall den Schaden aus, löse ihn von der Wand und ersetze ihn mit einem Stückchen der frischen Tapete. Je einfacher das Muster, desto unauffällig kannst du die betroffene Stelle auf diese Weise wieder kaschieren.
Durch die dreidimensionale Struktur und die Vielfalt an Designs und Farben kannst du jeden Wohn- oder Geschäftsraum mit Vliestapeten schmücken. Es gilt dabei: Je lebendiger die Einrichtung, desto zurückhaltender sollte das Tapetendesign ausfallen. Zu hellen Möbeln bilden beispielsweise Designs in Beton- oder Holzoptik einen tollen Kontrast, zu dunklen eher zurückhaltende florale oder Streifenmuster. In Büroräumen bleibt der Hintergrund mit Vliestapeten besser, dezent und hell, um keine zu starke Unruhe in den Raum zu bringen. In einem Esszimmer sind drei schlichte Wände ideal, während die Wand hinter dem Essbereich durchaus mit individuellen Unikaten wie großflächigen Blumenmustern, einem Globus oder abstrakten Strukturen zu einem Highlight wird. Mit Streifenmustern kannst du niedrige Wände optisch nach oben verlängern, mit hellen Querstreifen ein Minibad weiter aussehen lassen. Im Flur oder deiner Diele sollten jegliche geometrische Muster der Verlegerichtung von Bodenbelägen folgen. Eine schräge Wand im Dachgeschoss wirkt weniger beengend, mit Wellenmustern und Farbkontrasten im Retrostil der 1970er und 1980er Jahre.