Jugendstil-Stühle und weitere Jugendstil-Möbel entstanden in der Zeit ab 1897. Damals fand in Leipzig die sogenannte Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung statt. Für diese Ausstellung gestaltete Paul Möbius einen für damalige Verhältnisse wirklich außergewöhnlichen Ausstellungsraum. Dieser war gefüllt mit humorvollen und zugleich fantastischen Motiven, die vom Althergebrachten stark abwichen.
Auch die Architektur von Gebäuden veränderte sich stark. Der Jugendstil war sozusagen die Abkehr von den pompösen, ornamentalen Stilen des viktorianischen Zeitalters. Diese Epoche dauerte etwa 20 Jahre, bis zum 1. Weltkrieg und noch vor der Zeit des Art déco. Die Jugendstil-Bewegung erfasste besonders Deutschland, England, Frankreich und Österreich, aber auch andere europäische Länder.
Der bisherige blumige Stil aus der Neorenaissance und des Neorokoko, war bis dahin nur Adligen und Fabrikbesitzern vorbehalten.
Die Schöpfer des Jugendstils wollten Kunst allgemein und damit verbunden natürlich auch kunstvoll gestaltete Möbel einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machen und das zu erschwinglichen Preisen. So findest du heute Jugendstil-Stühle von hoher handwerklicher Qualität, die von verschiedenen kulturellen Einflüssen aus der ganzen Welt geprägt sind. Dazu gehören vor allem Motive aus dem ostasiatischen Raum, der griechischen Mythologie und aus der Natur. Jugendstil Stühle bestehen aus Massivholz oder als Gartenvariante aus Gusseisen. Kennzeichnend sind oft geschwungene Formen und romantische Verzierungen.
In Frankreich wurde die Möbelkunst des Jugendstils von den Möbeldesignern Edouard Colonna, Eugène Gaillard und Georges de Feure bestimmt. Ein weiterer berühmter Vertreter dieser Epoche war der Künstler und Designer Louis Majorelle, der 1859 als Sohn eines Kunsthändlers in Toul bei Nancy geboren wurde und zunächst Malerei studierte, bevor er die Werkstatt seines Vaters nach dessen Tod übernahm und dessen Werk zunächst fortsetzte, bevor er den damals neuen Trend Art nouveau aufgriff. Denkbar ist auch der Einfluss seines Malereistudiums auf seine Kunst mit floralen Motiven.
Antike deutsche Jugendstil-Stühle bestehen oft aus massivem Holz von Eiche oder Nussbaum. Sie dienen überwiegend als Wohnzimmerstuhl oder Schreibtischstuhl. Es kommen jedoch auch andere Holzarten wie Kirschbaum vor. Manche bestehen aus Massivholz und Rattangeflecht. Leichtere Stühle können aus Kiefer oder Birke gefertigt sein, Gartenstühle aus Metall und teilweise mit Mosaik. Der vielseitige, 1868 in München geborene Künstler und Architekt Richard Riemerschmid, der neben Stühlen im Jugendstil auch andere Jugendstil-Möbel, Stoffe, Tapeten sowie Glas- und Porzellanmotive entwarf, ist einer der wichtigsten Vertreter des Jugendstils in Deutschland. Er wurde vom englischen Arts and Crafts Movement beeinflusst. Zudem erhielt er 1955 die Ehrendoktorwürde als Dr.-Ing. E. H an der Technischen Hochschule Stuttgart und viele weitere bedeutende Ehrungen für seine Werke.
Der Gestalter Otto Eckmann gehörte ebenfalls zur Jugendstilepoche. Sein Interesse galt stark der japanischen Kunst mit der flächigen Darstellung von Naturmotiven. Sein Lieblingsmotiv, der Schwan, wurde zu einem der häufigsten Motive des Jugendstils. Weitere Vertreter dieser Kunstrichtung sind Hermann Obrist, Peter Behrens und August Endell, dessen Drachenornament an der Fassade eines Fotostudios schon 1937 den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge war. Zudem wurde das Haus im 2. Weltkrieg zerstört. Zu den Möbeldesignern des Jugendstils gehörte auch Bruno Paul. Dessen Werke wurden 1900 auf der Pariser Weltausstellung und 1904 in St. Louis 1904 mit Preisen gekrönt. Zudem gehörten die Textildesignerin Margarethe von Brauchitsch sowie die Architekten Hans Eduard von Berlepsch-Valendas und Martin Dülfer im Raum München in dieser Zeit. Dazu kamen unzählige weitere Zentren und Designer in größeren Städten in Deutschland.
Von 1897 entwickelte sich vor allem Wien zu einer Hochburg des Jugendstils. Dort wurde die Zeitschrift Ver Sacrum zur treibenden Kraft und der Jugendstil wurde durch den Begriff Wiener Secession geprägt. Der Name einer Künstlergruppe um Gustav Klimt, Hermann Bahr und Joseph Maria Olbrich. Otto Wagner, dessen Hauptwerke beispielsweise die Hochbauten der Wiener Stadtbahn und der Kirche am Steinhof waren, galt als Österreichs berühmtester Vertreter des Jugendstils, der vor allem durch Kunst und Kulturgegenstände sowie die Architektur unter dem Begriff Secessionsstil geprägt wurde. Es entstanden unter anderem Bronzen in der international anerkannten Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider. Zudem kamen Keramiken sowie Gegenstände und Figuren aus Terrakotta auf den Markt. Der slowenische Künstler Josef Plečnik gestaltete einige interessante bequeme Jugendstil Stühle mit und ohne Armlehnen. Charakteristisch sind neben geschwungenen Formen auch kreisförmige beziehungsweise runde Muster an den Armlehnen oder an der Rückenlehne. Der Stuhl Designer Leopold Bauer gestaltete eher Stühle mit geraden Linien. Häufig sind auch Lederpolster und Messingverzierungen bei diesem Stil. Otto Prutscher entwarf unter anderem Stühle und Tischsets, bei denen man Einflüsse griechischer Kultur erkennen kann.
Die Ausführung des Mahagonie gebeizten Sets mit cremefarbenen Bezügen erfolgte seinerzeit durch die Gebrüder Thone. Der Tisch weist die Form einer eckigen Vase auf und die Stühle sind mit einer runden Sitzfläche, wobei die Rückenlehne entfernt an die Form einer Lyra erinnert. Otto Wagner designte imposante Bürostühle und Drehstühle mit außergewöhnlichen Formen, die schwer zu beschreiben sind. Der Jugendstil breitete sich überall in Europa aus, war aber eher eine kurze Zeitepoche und man kann nicht alle Designer aufzählen. Echte antike Jugendstil-Stühle werden eher auf Auktionen versteigert und stellen mitunter eine Wertanlage dar, da sie sehr teuer sind. Du kannst einige davon europaweit in Museen bewundern. Auf dem freien Markt findest du eher mehr oder weniger günstige Nachbildungen. Achte beim Kauf auf eine solide Verarbeitung und eine gute Qualität. Manche Jugendstil-Stühle erfreuen sich schlichter Eleganz und sie passen zu vielen Einrichtungsstilen, andere wiederum sind wunderschön geschwungen, mit außergewöhnlichen Mustern und Gestaltungselementen aus Messing oder anderen Metallen. Bei den meisten Stühlen ist schon eine Art Ergonomie und Bequemlichkeit zu erkennen und jeder Designer hat seine eigene Handschrift hinterlassen. Bei Nachbildungen geht oft vieles davon verloren. Vor allem Gartenstühle aus Gusseisen interpretieren häufig noch den Jugendstil.
Die Pflege richtet sich nach den verwendeten Materialien. Viele sind gebeizt und lackiert. Mit einem Staubsauger mit weicher Bürste oder Staubtuch kannst du nichts falsch machen. Flecken kannst du vorsichtig mit einem leicht feuchten Tuch abwischen. Reibe es aber mit einem weichen, trockenen Tuch gleich wieder ab. Textilpolster kannst du absaugen und Echtleder mit dem entsprechenden Lederpflegemittel behandeln und Kunstleder mit einem feuchten Tuch. Outdoormöbel aus Metall kannst du mit Wasser, Spülmittel und einer weichen Bürste reinigen. Aber Vorsicht, Mosaikstühle vertragen oft keinen Frost.